Die guten alten Selbstzweifel. Ein alter Bekannter, der immer eine Menge Geschenke auf seinen Besuchs reisen dabei hat. Wir wissen immer, was er dabei hat, zumindest grob, wie das Geschenk wirklich aussieht, wissen wir erst, wenn wir das Päckchen auch auspacken. Häufig sind es die Ängste und Unsicherheiten im Bezug auf die eigenen Fähigkeiten. Oder auch Ängste vor der Zukunft und dem Ungewissen. Manchmal hat der Herr (oder die Dame. In meinem Kopf hat sich da schon eine konkrete Figur gebildet, die eben ein älterer Herr ist. Er sieht weise und schlau aus. Deswegen schenke ich ihm wohl so viel Beachtung) auch seinen Freund ‘Kritiker’ dabei, der sich stets bestens mit unserem inneren Kritiker versteht. Die beiden blühen immer richtig auf, wenn sie aufeinander treffen!
Klingt doch nach einer freudigen, geselligen Runde. Es gibt Geschenke und gute Gespräche. Da möchte man doch glatt noch einen Kuchen backen und dieser Gesellschaft einen Sitzplatz anbieten, um sich ihre Geschichten ordentlich anhören zu können.
Und dann ziehen sie weiter und zurück bleiben ihre Geschenke
In ihrer Anwesenheit kann man die Worte noch leicht von den eigenen Gedanken fern halten. Doch wenn in der guten Stube erst einmal Ruhe einkehrt, lässt man die Gespräche und Geschenke Revue passieren. Man gleicht das gesagte mit seinen eigenen Gedanken und seiner eigenen Meinung ab und dann kommt ein ganz entscheidender Punkt: Nimmt man diese Worte an und lässt sie tiefer in den Kopf eindringen oder entlässt man sie und nimmt die “Geschenke” gar nicht erst an?
Natürlich nimmt man sie nicht an. So zumindest der Verstand, wenn er jetzt so über die Situation nachdenkt. Aber befindet man sich erst einmal selbst in der Situation, sehen die Geschenke doch gar nicht mal so falsch aus. Der Herr Selbstzweifel hat doch schon so viel Erfahrungen gesammelt und er sieht sicherlich mehr, als man es selbst tut. Also wäre es ja nur logisch, sich an seine Worte zu halten, dass man das alles nicht schaffen kann und dass das Projekt scheitern wird, bevor man richtig auf die Nase fällt. Ist doch nett von ihm, dass er einen warnen möchte! Ich, mit meinem selbst aufgebautem Selbstvertrauen, kann da nicht viel mitreden.
Wie du dein Selbstvertrauen stärkst
1. Den Grund erkennen
Warum möchtest du den Geschenken und Worten von Herrn Selbstzweifel und seinem Freund Kritiker einen Platz einräumen? Denke minimalistisch und mache dir bewusst, dass du nicht alles behalten musst, nur weil es ein Geschenk ist oder es mal Geld gekostet hat oder noch nicht kaputt ist. Sowohl in deinem Zuhause, als auch deinen Kopf sollte die Regel herrschen: Alles darf bleiben, was dir hilft oder ein gutes Gefühl gibt. Der Rest kann gehen, weil er nicht benötigt wird. Und die Worte “Das schaffst du nicht. Das wird nichts.” Sind nicht hilfreich und ein gutes Gefühl geben sie wohl erst recht nicht! Sie könnten hilfreicher werden, wenn sie begründet sind. Aber nur, wenn sie auch der Wahrheit entsprechen! “Das schaffst du nicht, weil du zu schwach bist.” wird sicherlich nicht der Wahrheit entsprechen.
Also: Warum existieren deine Selbstzweifel? Warum glaubst du nicht an dich? Welches Ereignis hat sich so sehr in deinen Kopf eingebrannt, dass dich noch heute an dir und deinen unzähligen Fähigkeiten zweifeln lässt?
Vielleicht kommst du der Antwort leichter auf den Grund, wenn du dir erst einmal darüber bewusst wirst, in welchen Situationen deine Selbstzweifel in der Regel auftauchen. Gibt es ein Muster? Wenn ja, was passiert unmittelbar davor?
Oder kannst du dich sogar soweit zurück denken, wo deine Selbstzweifel anfingen? In der Grundschule oder doch erst in der Oberstufe? Welchen Knackpunkt gab es da, dass du plötzlich deine Fähigkeiten und dein Sein in Frage gestellt hast?
2. Das Urvertrauen stärken
Das Urvertrauen ist dein Fundament, auf dem dein Leben gebaut ist. Es ist das Vertrauen darin, dass alles gut werden wird und das alles zu seiner Zeit kommen wird. Und das zu stärken ist für dein Selbstvertrauen wichtig. Denn das Vertrauen in dich selbst kommt eben von dir selbst. Es ist deine innere Haltung dir selbst gegenüber.
Das Urvertrauen wird übrigens schon im ersten Lebensjahr entwickelt . Als Baby sind wir auf die Hilfe von Außen angewiesen und müssen darauf vertrauen, dass die Mutter uns am Leben hält. Hinzu kommt die Phase, in der wir gelernt haben mit Krisen umzugehen: Mama verlässt uns – Welt geht zunächst unter – Mama kommt wieder. Wir lernen, das es immer wieder passiert und wir uns keine Sorgen machen müssen, dass sie uns alleine lässt. Wir vertrauen darauf, dass sie immer wieder kommen wird. (Da sind übrigens noch gar keine Gedanken, dass man etwas nicht wert ist oder etwas nicht gut genug kann. Selbstzweifel treten erst später im Leben auf.)
Und das kannst du auch auf deine heutige Zeit beziehen. Erinnere dich mal daran, was du bereits in deinem Leben gemeistert hast. Auch wenn es für dich eher unbedeutend und klein erscheint, werde dir über jeden einzelnen Schritt bewusst, denn du geschafft hast! Du hast bereits einige Hürden und Herausforderungen vor dir gehabt und sie in sehr vielen Fällen auch bezwungen! Und wenn es mal scheiterte, hast du auch daraus gelernt, dass das Leben weiter geht. Vertraue also darauf, dass es auch dieses Mal so sein wird.
3. Die Selbstliebe aufbauen
Und wie ich schon erwähnte, basiert das Selbstvertrauen auf deiner inneren Haltung zu dir selbst. Wenn du schlecht über dich denkst, dann werden diese Kritiken und Zweifel immer lauter und eher gehört. Fokussiere dich auf das Positive. Es ist natürlich immer leicht gesagt, dass man sich in Selbstliebe üben solle. Aber wie das geht, wird einem nicht gesagt. Höchstens, dass man lieb zu sich sein und achtsam mit sich selbst umgehen soll. Bei mir standen bei den Antworten noch immer Fragezeichen im Raum.
Vielleicht hilft es auch dir, dir bewusst zu machen, dass es dabei um deine Eigenwahrnehmung geht. Wenn du aufmerksamer für dich, deine Gefühle, deine Empfindungen, deinen Körper, deine Gedanken wirst, wird dir bewusster, was dein Körper alles leistet. Was DU alles leistest. Wie er funktioniert und was er bereits alles schafft und kann. Ohne, dass du dafür aktiv etwas tun musst. Und wenn du dir dann noch überlegst, was du mit deinem Körper und Kopf alles schon geschafft hast, wenn du aktiv losgehst, dann entwickelt sich kurz über lang ein gewisser Stolz.
Das Gefühl wird nicht sofort kommen. Vielleicht auch noch nicht nächsten Monat. Aber ich kann dir sagen, dass sich das Gefühl ganz ganz leise und vorsichtig in dich hinein schleichen wird. Du wirst es vielleicht nicht sofort wahrnehmen. Es ist kein Gefühl, das laut krachend mit der Tür ins Haus fällt. Eher ist es der feine Luftzug durch die Ritzen der Fenster oder des Kaminschachts kommt.
Auch wenn es sehr esoterisch oder spirituell oder wie auch immer man das bezeichnen möchte, klingt: Dabei hilft dir Yoga oder Meditation sehr gut. Beim Yoga bewegst du deinen Körper in alle Himmelsrichtungen uns spürst, was du bereits alles schaffen kannst. Vielleicht nimmt es auch dir den Druck heraus, immer höher, weiter und schneller zu kommen, als am Vortag. Du bist einfach nur dabei die Übungen aufzuführen und das irgendwie mit deinem Atem hinzubekommen. Da bleibt fast kein Platz für die vernichtenden Gedanken.
Auch eine kleine Reise durch deinen Körper lässt deine Wahrnehmungen und Empfindungen präsenter werden. Hast du schon mal in deinen kleinen Zeh hinein gefühlt? Wie er sich in deiner Socke so anfühlt? Kannst du ihn vielleicht sogar bewegen? Mit vielen kleinen Übungen kannst du deine Wahrnehmungen intensivieren und so die Meisterleistungen von dir besser erkennen.
4. Den inneren Kritiker annehmen
Aber versuche dabei eben nicht, etwas besonder gut oder schnell zu schaffen. Beim Thema Selbstvertrauen hat dein innerer Kritiker einfach mal Pause! Er ist so ein ambitionierter Mitarbeiter in deinem Unternehmen, er hat sich diese Auszeiten doch wohl redlich verdient 😉
Den inneren Kritiker zu verbannen ist ehrlich gesagt nicht die beste Methode (Habe ich lange versucht – klappt nicht). Versuche lieber zu verstehen, was seine Aufgabe ist und das Positive darin zu erkennen. Dein Kritiker möchte dich vor Frust, Trauer oder Verlust bewahren. Manchmal möchte er auch nur, dass du dich nicht verausgabst und zu viel machst. Ein Ziel zu verfolgen ist anstrengend. So zu bleiben, wie man ist hingegen nicht. Also möchte er dich schützen, indem er dir sagt, dass du es nicht schaffen könntest.
Er ist so verdammt gut in seinem Job! Und das kannst du dir zunutze machen und dir diese Argumente mal genauer anschauen. Kannst du diese Argumente widerlegen? Oder einfach stumpf umdrehen und von der Annahme ausgehen, dass du es schaffst? Dass du gut in etwas bist? Oder stark genug bist?
Höre deinem Mitarbeiter des Monats einfach mal aufmerksam zu. Aber ganz neutral. So als würde er dir eine Idee pitchen und du (der Chef) hörst dir diese Idee einfach mal an. Denkst im Anschluss drüber nach und kannst dann entscheiden, ob du die Idee verwirfst, annimmst oder ihm Hinweise gibst, worüber er erneut nachdenken sollte.
Und dann schickst du ihn wieder in sein Büro, wo er seiner Arbeit nachgehen kann.
Dein innerer Kritiker wird sich darüber freuen, wenn du ihm die gewünschte Aufmerksamkeit schenkst. Er wird sich vielleicht dann mehr mühe geben gute Ideen zu bringen. Und damit meine ich realistische Einwände und keine negativen Hirngespinste, wie er es bisher tat. Es kann nämlich sein, dass er sich in den letzten Monaten oder auch Jahren nicht gehört fühlte und durch Zufall herausfand, dass du ihm Aufmerksamkeit schenkst, wenn er niederschmetternde Einfälle in den Raum brüllt. Also gib ihm lieber das Gefühl, dass er in der Firma willkommen ist und gehört wird. Dann wird er sich seiner Stellenbeschreibung, die du damals zur Geburt ausgeschrieben hast, wieder annehmen.
Alles in Allem
Selbstzweifel können einem echt im Weg stehen. Unsere Gedankengänge blockieren und uns ab einem gewissen Grad sogar traurig machen. Selbstzweifel lassen dich nicht in deiner vollen Präsenz strahlen, sondern machen dich klein. So als hättest du einen schweren Stein auf deinem Kopf.
Also solltest du anfangen diesen Stein mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Denn dann wirst du feststellen, dass es gar kein Stein ist, sondern ein kleines Monster, dass schon seit langer Zeit mit dir mitgeht, aber irgendwann an den Punkt kam, wo es keine Lust mehr hatte sich zu bemühen und sich deswegen einfach auf deine Schultern gesetzt hat.
Deine Aufgabe
Übe dich in Selbstliebe. Wenn du erst einmal erkennst, was du alles großartiges Tag für Tag leistest, wird sich dein Selbstvertrauen um etliche Stufen steigern. Mache dich nicht klein und winke deine Meisterleistungen nicht ab. Stelle dir deinen Timer auf 6 Minuten und schreibe in der Zeit mal auf, was du bereits alles geleistet hast. Entweder generell in deinem Leben, diese Woche oder einfach nur am heutigen Tage.
Der Timer bewirkt, dass du dich wirklich mit dieser Aufgabe auseinandersetzt. Würde ich dir sagen, dass du einfach mal Dinge notieren sollst, ist das am Ende nur der Punkt, dass du deinen Schulabschluss gemacht hast und den Job in Firma XY bekommen hast. Aber da steckt so viel mehr in dir. In jedem einzelnen Tag. Allein, dass du heute morgen aus dem Bett gestiegen bist, ist ein grandioser Punkt! Und dass du dir dein Frühstück gemacht hast, deine Zähne geputzt hast…. Tu so, als würde ein optimistischer und wissbegieriger Außerirdischer neben dir sitzen, dem du deine Aufgaben des Tages berichtest.